Wird 2019 das Jahr der Digitalisierung der Energiewirtschaft?

Die Digitalisierung in Deutschland schreitet mit großen Schritten voran. Immer mehr Privathaushalte sind fest mit dem Internet der Dinge verbunden; auch eine stetig wachsende Zahl von Unternehmen nutzt die sich bietenden Vorteile des IoT, um neue Potentiale zu erschließen, anfallende Aufgaben zu optimieren und Mehrwerte für Kunden zu schaffen. In einigen Branchen tut man sich jedoch nach wie vor schwer mit dem Aufbruch in Richtung „Neuland“ – auch in der Energiewirtschaft. Doch kommt jetzt die Wende?
Während in immer mehr Privathaushalten Heimkinos, Spielekonsolen oder Audio-Systeme auf Zuruf aktiviert werden und im Hintergrund „Smart Plugs“ (smarte Steckdosen) unter anderem auch Daten über den aktuellen Energieverbrauch der verbundenen Geräte erfassen, ist die Mehrheit der Nutzer solcher IoT-Technik dennoch an veraltete Versorgungsnetze und pauschale Abschlags-Verträge mit den Energieversorgern gebunden.
Smart Grid – das Netz der (nahen?) Zukunft
Einer aktuellen Studie von Rödl & Partner folgend, könnte jedoch 2019 endlich auch das Jahr der Digitalisierung für die Energiewirtschaft werden. Das setzt allerdings voraus, dass Erzeuger und Netzbetreiber anerkennen, dass eine grundlegende Veränderung von einer verbrauchsorientierten Erzeugung hin zu einem erzeugungsorientierten Verbrauch nicht ohne die technologischen Entwicklungen der Digitalisierung machbar sind.
[„Rödl & Partner ist eine Prüfungs- und Beratungsgesellschaft deutschen Ursprungs mit Hauptsitz in Nürnberg. Das Unternehmen ist mit 4.700 Mitarbeitern an 111 Standorten in 51 Ländern vertreten. …“ – Quelle: Wikipedia]
Herkömmliche Kraftwerke und Bestandsnetze zu Smart Grids zu machen, ist recht aufwändig. Zahlreiche dezentrale Erzeugungskapazitäten sind über das Internet der Dinge zu vernetzen und zu steuern, um die Energieerzeugung und eine Durchleitung entsprechend der Energieverbräuche automatisieren zu können. Daraus entstünden aber für Erzeuger wie Netzbetreiber mehr Vor- als Nachteile.
Neben weit effizienter prognostizierbarem Strombedarf unter anderem auch optimierte Einsatzpläne für Erzeugeranlagen, um Hochlastzeiten versorgen – oder genug Speicherbedarf für Ruheperioden vorhalten zu können. Auch lassen sich mit modernen IoT-Sensoren Wartung und Instandhaltung der Erzeugungsanlagen optimieren – und somit Ausgaben und Betriebskosten im Smart Grid senken.
Smart Meter: Die neuen Zähler
Um ein zukünftiges Smart Grid ökonomisch und ökologisch erfolgreich betreiben zu können, müssen aber nicht nur Erzeugungsanlagen und Netze digitalisiert werden – auch die Verbraucher am „anderen Ende“ der Versorgungskette müssen mit entsprechenden Geräten ausgestattet werden.
„Um die Digitalisierung der Energiewirtschaft zu ermöglichen, sind intelligente Zähler (Smart Meter) von zentraler Bedeutung. Der Start des Rollouts scheint nun – nach einem ’nervenaufreibenden‘ Warten – flächendeckend ab 2019 möglich. Aus der Pflichtaufgabe für den Netzbereich können sich durch ‚Echtzeitdaten‘ neue Geschäftsmodelle für Energieversorgungsunternehmen ergeben. Dadurch wird ein ‚Neudenken‘ über alle Unternehmensbereiche hinweg notwendig.“ – Dipl.-Bw. Jürgen Dobler (Rödl & Partner)
2016 beschloss der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, nach dem bis zum Jahr 2032 sämtliche mechanischen Ferrariszähler bei den Stromkunden durch elektronische Zähler ersetzt werden müssen.
Verbräuche transparent erfassen, darstellen und abrechnen
Der neuen Gesetzgebung folgend, offerieren bereits einige wenige Anbieter fortschrittliche Messeinrichtungen. Die große Mehrzahl dieser neuen digitalen Stromzähler (moderne Messeinrichtungen, mME) sind aber eben nur das: digital. Von Intelligenz ist auch dort wenig zu spüren. Sie können ihre gesammelten Daten in der Regel auch nirgendwohin übertragen. Diese neuen Stromzähler leisten also nicht das, was beispielsweise die teureren intelligente Messsysteme (iMSys), also die echten „Smart Meter“, können. Diese kommen aber nur bei Großverbrauchern oder Stromerzeugern – etwa mit PV-Anlagen auf dem Dach- zum Einsatz und sind für den „normalen Haushalt“ vielleicht sogar etwas überdimensioniert.
Allerdings bietet beispielsweise die Dortmunder Lemonbeat GmbH mit ihrem Lean Metering Konzept eine intelligente Lösung für den Ersatz der alten Ferraris-Zähler an. Hier kommen digitale Stromzähler zum Einsatz, die ihre Daten auch über eine duale Funkeinheit übertragen können. Entweder auf eine Ableseeinheit des Stromversorgers oder ein Empfangsgerät beim Stromkunden. Von dort werden die Daten dann in die Cloud gesendet und dem Kunden aufbereitet per App live zur Verfügung gestellt.
Vermarktet wird die Technologie derzeit noch exklusiv von der Lemonbeat Muttergesellschaft innogy SE unter dem Namen „iONA Energy Insight Services“. Mit der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM), einem regionalen Energieversorger in Leipzig, ist das Produkt als „MEIN STROM digital“ für Endkunden seit März 2019 verfügbar.
Lean Metering mit modernen Messeinrichtungen und Lemonbeat Technologie
Doch bei der intelligenten Verbrauchsdatenerfassung in Sachen Strom macht Lemonbeat noch lange nicht halt. Das Unternehmen hat mit seiner Technologie auch Geräte entwickelt, um bestehende Heizungskeller nachträglich zu mehr Transparenz zu verhelfen. So können ähnlich wie bei den Stromzählern auch Verbrauchsdaten für Gas, Wasser oder Wärme erfasst und jederzeit dargestellt werden. Von diesem „Lean Building Management“ genannten Konzept, profitieren vor allem Wohnungsbauunternehmen, die einen detaillieren Einblick in die aktuellen Verbräuche ihrer Liegenschaften erhalten.
Die zukunftsweisende Technik des Dortmunder Unternehmens stieß auch auf der diesjährigen „E-World“, der Leitmesse der Energiewirtschaft, auf reges Interesse.
„Die Digitalisierung der Wohnungswirtschaft war auf der e-World ein heißes Thema. Mit unserer Lösung für die smarte Verbrauchsdatenerfassung im Wohngebäude kam in den drei Tagen wahrlich keine Langeweile auf. Besonders gefreut haben wir uns über die Aufmerksamkeit des Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) Herrn Axel Gedaschko in Begleitung weiterer namhafter Vertreter der deutschen Immobilien- und Wohnungswirtschaft. Auch der Besuch des E.ON Vorstandsvorsitzenden Dr. Johannes Teyssen war für uns ein Highlight“ – Guido Vogel, Head of Sales, Lemonbeat.
So erlaubt die von der Lemonbeat eingesetzte Technologie, nicht nur eine automatisierte Ablesung und Meldung von Zählerständen, die die Grundlage für weitere Dienstleistungen bilden können – darüber hinaus lassen sich mithilfe der verwendeten Sensorik auch Daten erheben bzw. auswerten, die eine wirtschaftlichere, vorausschauende/zustandsbasierte Wartung und Instandhaltung der verbundenen Geräte/Anlagen ermöglichen.