Tata Motors elektrifiziert Indien
Während Fortschritte des Smart Grids in Deutschland – und der allgemeine Ausbau neuer e-Infrastruktur – ausgebremst durch viel Regulierung und zurückhaltende Unternehmen höchstens als „zögerlich“ beschrieben werden können, geht es in anderen Ländern mit größeren Schritten voran.
So hat Tata Motors kürzlich angekündigt, bis Ende des Geschäftsjahres 2020 in fünf indischen Großstädten insgesamt 300 smarte Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Zusammenarbeit mit ihrem Schwesterunternehmen Tata Power zu bauen.
Zu den in einem ersten Schritt „elektrifizierten“ Städten gehören Delhi, Mumbai, Pune, Hyderabad und Bengaluru. Die Installation der ersten sieben Ladestationen in Pune hat bereits begonnen. Die nächsten 45 Ladestationen werden in den kommenden Monaten gebaut.
Die ersten 50 Geräte werden 15kW-Ladegeräte sein und dem bestehenden Bharat-Standard entsprechen – der Bharat DC-001 entspricht einer Industriesteckdose nach IEC 60309.
[Bharat stage Emission Standards (BSES – „Bharat Stufen Emissionsstandards“) sind von der indischen Regierung eingeführte Emissionsstandards zur Regulierung der Emission von Luftschadstoffen aus Verbrennungsmotoren und Ausrüstungen für Fremdzündungsmotoren, einschließlich Kraftfahrzeugen. Die Standards und der Zeitplan für die Umsetzung werden vom Central Pollution Control Board unter dem Ministerium für Umwelt, Wald und Klimawandel festgelegt. Die Normen, die auf europäischen Vorschriften basieren, wurden erstmals im Jahr 2000 eingeführt. […] – Quelle: Wikipedia]
Die restlichen 250 Ladegeräte mit 30 bis 50 kW werden mit dem CCS2-Anschluss ausgestattet, der auch in Europa weit verbreitet ist.
Globale Standards an Indischen e-Tankstellen
Laut lokalen Medienberichten hat die indische Regierung im Juli beschlossen, neben dem heimischen Bharat-Standard auch CHAdeMO- und CCS-Ladestationen zu bauen – der ebenfalls seit einiger Zeit diskutierte GB/T-Standard aus China kommt offensichtlich nicht zum Einsatz. Tata scheint sich jedoch für den CCS-Standard entschieden zu haben, was einen möglichen zukünftigen Export der indischen Technologie auch in andere Länder ermöglichen wird.
Dieser Netzausbau scheint auch ein Hinweis auf die baldige Einführung der kommenden Elektroautos des Tata Konzerns zu sein. Tata bietet derzeit nur den Tigor EV an, von dem es eine höherwertige Version geben wird. Es wird auch elektrische Versionen der Tata-Modelle Nexon und Altroz geben.Während europäische Anbieter und Hersteller sich zurückhaltend auf den Premium-Markt konzentrieren; höchstens überteuerte, viel zu schwere, umweltbelastende SUVs und Sportwagen vorstellen, hat Tata Motors unlängst vier neue Elektromodelle vorgestellt, die innerhalb der nächsten 18 Monate für den indischen Markt eingeführt werden sollen.
Das Verhalten der deutschen und europäischen Automobilhersteller darf im Vergleich durchaus „kontraproduktiv“ genannt, wenn nicht nicht gar als „destruktiv“ bezeichnet werden. Zwar sollen neue Standorte im produktionsgünstigeren nicht-EU-Ausland eröffnet werden (wie unlängst durch VW), bessere Preise für die Verbraucher; oder gar innovative, kleinere, sparsame (e)-Autos wurden nicht in Aussicht gestellt.
Die Verfügbarkeit hochwertiger aber bezahlbarer e-Automobile auch in Deutschland und der EU würde nicht nur dazu beitragen, Klimaschutzziele zu erreichen – sie würde eben auch den dringend angebrachten Aus- und Umbau verhandener Netze beschleunigen, alternative Energieerzeugung fördern und gar durch die damit verbundene Steigerung der Attraktivität von Kleinerzeuger-Anlagen zu begrüßenswerten strukturellen Veränderungen beitragen.
„Wir verpflichten uns, India EV im Einklang mit dem Bestreben der Regierung, umweltfreundliche Technologielösungen anzubieten, und der Vision der Tata Group, den CO2-Fußabdruck Indiens zu reduzieren, bereit zu stellen. Unser Ziel ist es, das Aufladen von EV so schnell und einfach wie möglich für alle Inder zu gestalten, und wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit Tata Motors, mit der wir gemeinsam hochrangige Standorte identifiziert haben, die von den potenziellen EV-Besitzern bevorzugt werden könnten„. – Praveer Sinha, Geschäftsführer & CEO Tata Power
Gleichstrom in Indien derzeit noch unbedeutend
Die Gleichstrom-Schnellladung spielt in Indien derzeit noch eine untergeordnete Rolle, daher ist die Ladeleistung im europäischen Vergleich gering. Die überwiegende Mehrheit der Elektrofahrzeuge in Indien sind Zwei- und Dreiräder, für die Schnellladetechnologien wirtschaftlich nicht sinnvoll sind. Diese werden in der Regel an den landesüblichen 15-Ampere-Steckdosen abgerechnet.
Es bleibt abzuwarten, ob die fortschreitenden Entwicklungen und infrastrukturellen Ausbaumaßnahmen in anderen Ländern auch in Deutschland ankommen werden – oder diese weiterhin durch Überregulierung oder mangelndem Mut zum Fortschritt ausgebremst werden. Nur wenige Anbieter, wie beispielsweise Innogy SE in Kooperation mit zahlreichen Stadtwerken und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), investieren derzeit in den Ausbau eines Smart Grids; verknüpfen dabei neue Technologie u.a. auch mit dem Internet der Dinge.