Connected Home over IP (CHIP): Wann kommt der neue Standard für das Smart Home?
Seit sich Ende 2019 Amazon, Apple, Google, Comcast und die Zigbee Alliance zusammen getan haben um mit „Connected Home over IP“ oder kurz CHIP einen neuen Standard für die Hersteller-übergreifende Vernetzung von Geräten im Smart Home zu etablieren, hat man nur wenig gehört. So richtig bekannt ist das Projekt heute noch nicht. Nicht einmal die deutsche Wikipedia hat einen Eintrag dafür. Doch erste Geräte könnten vielleicht schon im Laufe des Jahres verfügbar werden.
Wir kennen das Problem: Je nachdem, von welchem Hersteller wir ein Thermostate, Lampen, Kameras, Luftreiniger etc. kaufen: Stets kommt eine eigene App daher und irgendwie können wir nichts zentral steuern. Auch die Kommunikation untereinander ist gar nicht oder nur mit Workarounds möglich. Höchstens bei gleichzeitiger Unterstützung von Amazons Sprachassistentin Alexa oder Google Assistant können einige Funktionen zentral über eine App oder per Sprache gesteuert werden. Aber das war‘s dann auch schon.
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Unterschiedliche Ökosysteme bremsen das Internet der Dinge
Was für die Nutzer frustrierend ist, ist auch für die Hersteller ein Problem. Bislang hat jeder sein eigenes IoT Ökosystem entwickelt und Initiativen einheitliche IoT Standards zu entwickeln gibt es viele. Lampen von Philips Hue oder IKEA Tradfri nutzen beide Zigbee, benötigen im Heimnetz also ein zusätzliches Gateway, sind aber je nach Version nicht ohne weiteres miteinander kompatibel. TP-Link wiederum setzt mit seinen smarten Steckdosen und Kameras auf WLAN und hat zu allem Überfluss auch noch zwei parallele Produktlinien am Start die jeweils eine eigene App verwenden. Tapo und Kasa. Es nervt.
Ein eigenes Ökosystem bindet zwar Kunden enger an einen Hersteller, bedeutet aber auch mehr Aufwand bei der Entwicklung neuer Geräte. Außerdem deckt kaum ein Anbieter mit seinen Produkten alle Bereiche eines Smart Homes ab. Der eine produziert smarte Lampen, der andere Schlösser, der nächste automatische Rollläden und wieder einer Luftreiner, Thermostate, Kameras oder Steckdosen. CHIP will das alles unter einen Hut bringen. Einfache Installation, einfacher Betrieb, einfache Produktentwicklung.
Was ist CHIP?
Connected Home over IP oder kurz CHIP zielt darauf ab, unabhängig vom jeweiligen Hersteller die Kommunikation zwischen Smart Home Geräten zu standardisieren. Wie der Name bereits vermuten lässt, basiert die Kommunikation dabei auf dem Internet Protocol (IP). In einer ersten Spezifizierung sollen unterstützende Übertragungstechnologien wie Wi-Fi (802.11a/b/g/n/ac/ax), Thread (802.15.4-2006 auf 2,4 GHz) und Bluetooth Low Energy (BLE) in den Versionen 4.1, 4.2 und 5.0 enthalten sein. Die Arbeitsgruppe möchte aber auch weitere Technologien wie Ethernet oder Mobilfunk aufnehmen.
WiFi, Thread und Bluetooth
Zunächst wird es aber darum gehen, für Anwendungen mit hoher Datenrate auf Wi-Fi zu setzen, und für Anwendungen mit niedriger Datenrate, wie etwa für Schalter oder Sensoren, Thread zu nutzen. Bluetooth ist vornehmlich für die Geräteeinrichtung vorgesehen. So lassen sich notwendige Konfigurationen im Heimnetz unkompliziert vom Smartphone aus per Bluetooth erledigen ohne dass die Verbindung zum Heimnetz via WiFi unterbrochen werden muss, wie es bei anderen Lösungen der Fall ist.
Wie sicher ist CHIP?
Der neue Smart Home Standard setzt den Fokus von Anfang an auf Sicherheit. So erfordert CHIP eine AES-128-Bit-Verschlüsselung der Daten zwischen den Geräten und zwischen den Geräten und der Cloud. Hersteller und Entwickler müssen sich also sich von Anfang an auf Sicherheit konzentrieren, anstatt sie später hinzuzufügen. Auch die Möglichkeit von Over-the-Air Updates ist vorgeschrieben, so dass Hersteller ihre Geräte bei später entdeckten Schwachstellen jederzeit aktualisieren können. Zusätzlich soll es eine Blockchain-Komponente geben, die dafür sorgen soll, das die Herkunft eines Gerätes sichergestellt ist.
Wann ist mit ersten CHIP Geräten zu rechnen?
Wann es erste Geräte geben wird, die den neuen CHIP Standard unterstützen ist noch nicht ganz klar. Vielleicht werden erste Geräte Ende 2021 im Handel erhältlich sein berichtete erst kürzlich Stacey On IoT. Aktuell befinden sich viele der Teilnehmerunternehmen in der Zertifizierungsphase. 180 Unternehmen sind der Arbeitsgruppe bereits beigetreten. Regelmäßiges trommeln gehört zum Business. Bis es aber wirklich soweit ist, wird sich zeigen.
Wer ist Teil der CHIP Alliance
Die Mitgliederliste der Arbeitsgruppe Connected Home over IP ist lang. Wie aktiv jedes einzelne Mitglied zur Weiterentwicklung aktuell beiträgt, dürfte sich jedoch stark unterschieden. Zugpferde und Hoffnungsträger sind hier sicherlich die Gründungsmitglieder Amazon, Google, Apple, Zigbee Alliance aber auch Unternehmen wie IKEA, Silcon Labs, SmartThings, Samsung, Schneider Electric, Osram oder Signify (ehemals Philips Lighting).
Was wird aus Zigbee?
Obwohl die Zigbee Alliance an der Entwicklung von Connected Home over IP beteiligt ist, wird Zigbee selbst weiterhin ein unabhängiges Protokoll bleiben und auch weiter entwickelt. Um also künftig Zigbee Geräte innerhalb einer CHIP Installation zu verwenden, wird eine Bridge notwendig sein, die zwischen beiden Protokollen vermittelt oder aber die Hersteller implementieren beide Technologien in ihre Endgeräte.
Ist CHIP Open Source?
Jein. Bei CHIP handelt es sich (noch) um einen proprietären aber lizenzfreien Standard. Obwohl das CHIP-Code-Repository unter Apache-Lizenz steht, gibt es noch keine verfügbare Spezifikation, diese soll aber noch in diesem Jahr bekannt gegeben werden.