Elektroschrott: Rohstoff der Zukunft
Frau K. verlässt ihr Büro im fünften Stock. Die Sensoren am Ausgang registrieren ihren Feierabend – weitere Sensoren in den Räumlichkeiten erkennen keine anderen anwesenden Personen. Der IoT-Server des Gebäudes schaltet Beleuchtung und Klimaanlage ab.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl wird Frau K. von Bewegungsmeldern erfasst – eine Nachricht auf ihrer Smartwatch lässt sie wissen, dass der Fahrstuhl in ca. 2 Minuten auf ihrem Stockwerk ankommen wird. Sie nutzt diese Wartezeit, um sich mittels des Smartphones mit ihrem Zuhause zu verbinden. Der dortige Kühlschrank teilt ihr mit, dass Ihre Milch abgelaufen und kein Käse mehr im Haus ist.
Herzlich willkommen in der Welt des „Internet of Things“.
Die Zahlen sind enorm. Den Prognosen von Ericssons ehemaligem CEO Hans Vestburg im Jahr 2010 folgend, würden bis 2020 über 50 Milliarden Geräte und Maschinen miteinander „reden“. Das ist etwa das Sechsfache der Gesamtbevölkerung der Erde. Bis zum Jahr 2030 würden laut einer Schätzung von IBM eine Billion Geräte in der Cloud miteinander verbunden sein.
Die derzeitige Anzahl von mehr als einer Milliarde PKW wird sich bis 2040 vermutlich verdoppeln. Der Anteil an Elektrofahrzeugen dabei könnte um 20-50 Prozent liegen. Wachstumsraten bei (smarten) Haushaltsgeräte in Ländern wie Indien und China liegen bei über 10 Prozent.
2018 werden rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert werden. Quelle: ITU
Kehrseite der Medaille? Die horrende Menge auch an (IoT)-Elektroschrott, die entsteht, wenn neue Modelle und neueste Versionen eintreffen und die vorhandenen Geräte in den Ruhestand gehen. Die unüberschaubare Anzahl von Sensoren und Lithiumbatterien, die in einem stark wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge, fahrerlose Autos, Smartphones, Energiespeichern – sowie seltene Erden für Sensoren und Leiterplatten für Computer und CCTVs benötigt werden, machen ein Umdenken nötig. Der derzeitige Umgang mit den begrenzten Ressourcen des Planeten ist die dunkle Seite der hellen Geschichte der globalen, vernetzten Zukunft.
Nach Einschätzungen der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) in Genf wurden 2014 weltweit bis zu 41,8 Millionen Tonnen Elektroschrott „produziert“. Für 2018 rechnet man mit rund 50 Millionen Tonnen. Recycling wird wichtiger denn je. Doch das ist die gute Nachricht: die potentielle Bewirtschaftung des Elektroschrotts schafft neue Geschäftsmodelle und kann das Unternehmertum beflügeln. Die nachhaltige Verwertung von den in Elektroschrott enthaltenen Edelmetallen wie Platin, Gold, Silber, Lithium und Palladium – und auch andere Rohstoffen wie Eisen, Kupfer und Aluminium – bietem wachsende Möglichkeiten und Geschäftsfelder. Man muss es nur tun. (ab)