Was wurde eigentlich aus dem Moorebot Scout?

Vor ein paar Jahren war der Moorebot Scout eines der spannenderen Projekte auf Kickstarter: Ein kleines, kompaktes Roboter-Fahrzeug, das mit Kamera, Mikrofon und Nachtsicht ausgestattet als smarter Wachposten durch die eigenen vier Wände patrouillieren sollte. Entweder selbstständig oder gesteuert per Smartphone oder Tablet, mit futuristischem Look und omnidirektionalen Mecanum-Rädern, klang das Konzept wie Science-Fiction für Zuhause.
Ich war damals einer der ersten Unterstützer und erhielt nach einiger Wartezeit mein Exemplar. Doch die anfängliche Begeisterung wich schnell der Ernüchterung. Was ist aus dem ambitionierten Projekt geworden – und was bringt der inzwischen erschienene Nachfolger?
Inhalt
Futuristisches Design trifft auf reale Grenzen
Optisch macht der Moorebot Scout einiges her: Die mechanische Verarbeitung wirkt solide, das Design erinnert an einen Mini-Rover aus einem Science-Fiction-Film. Vor allem die Mecanum-Räder sind ein Hingucker, denn sie ermöglichen das Fahren in alle Richtungen – auch seitwärts.
Technisch jedoch offenbart der kleine Roboter schnell seine Schwächen. Während viele smarte Haushaltsgeräte heute mithilfe von SLAM (Simultaneous Localization and Mapping) ihre Umgebung kartieren und gezielt navigieren, fehlt dem Moorebot genau diese Fähigkeit. Er speichert lediglich einen groben Pfad – mehr nicht.
Das wird spätestens dann zum Problem, wenn der Roboter auf glatten Böden wie Parkett oder Fliesen ins Rutschen kommt. Die zurückgelegten Entfernungen stimmen dann nicht mehr, und so verfehlt der Scout oft seine Ladestation oder verliert ganz die Orientierung. Im Alltagseinsatz führte das regelmäßig dazu, dass der Roboter irgendwo im Wohnzimmer strandete.
Sie haben viele Features auf der CES versprochen und die meisten waren im fertigen Produkt nicht enthalten. — droidyouarelookingfor
Fehlende Updates und stockende Entwicklung
Ein weiteres Manko: Die versprochenen Software-Updates kamen nur schleppend – oder gar nicht. Zwar gab es Ankündigungen zu neuen Features, etwa zur Integration von SLAM oder KI-Funktionen, doch in der Praxis blieben diese meist aus. Auch die Möglichkeit, eigene Anwendungen via SDK zu schreiben, wurde nur rudimentär unterstützt.
Inzwischen scheint es still geworden zu sein um die Entwickler. Die offizielle Website wirkt weitgehend verwaist, viele Zubehörteile sind im Shop als „ausverkauft“ markiert. Von neuer Firmware oder größeren Weiterentwicklungen fehlt jede Spur. Die Community, die sich anfangs noch auf Reddit oder in Foren über Erfahrungen und Hacks austauschte, ist ebenfalls leiser geworden.

Der Moorebot Scout aus der eigenen Perspektive. Foto: Screenshot Scout APP, Autor
Spielzeug statt Sicherheitslösung?
Eine Zeit lang versuchte das Unternehmen, den Moorebot Scout mit allerlei Zubehör aufzuwerten: Gummiketten sollten für besseren Grip sorgen, ein Katzen-Spielaufsatz mit Feder brachte Unterhaltung für Haustiere, und sogar eine kleine Schaufel konnte angebracht werden.
Doch letztlich verstärkte dieses Zubehör eher den Eindruck, dass der Moorebot mehr Spielerei als ernstzunehmendes Sicherheits-Gadget ist. Seine eigentliche Aufgabe – zuverlässige Überwachung und Autonomie – konnte er nicht erfüllen. Selbst einfache Aufgaben wie eine planmäßige Patrouille durch mehrere Räume scheiterten oft an der ungenauen Navigation oder technischen Ausfällen.
Hoffnungsschimmer: Der Scout E?
Mit dem „Scout E“ veröffentlichte das Unternehmen eine überarbeitete Version des Roboters. Auf den ersten Blick scheint diese Variante robuster: Sie setzt auf klassische Ketten statt Räder und bringt laut Hersteller ebenfalls KI-basierte Funktionen mit.
Doch auch hier bleiben Zweifel: Erste Erfahrungsberichte sprechen von ähnlichen Problemen mit der Navigation. Die angeblich „KI-gestützte“ Steuerung beschränkt sich offenbar auf einfache Mustererkennung via Kamera, nicht auf wirklich lernfähige Systeme. Auch die Integration in bestehende Smart-Home-Systeme ist nach wie vor eingeschränkt.
Der hohe Preis – kombiniert mit den bekannten Schwächen – macht es schwer, den Scout E als echten Fortschritt gegenüber dem Vorgängermodell zu betrachten.
Ein Fall für Bastler?
Ein Lichtblick ist, dass der Moorebot auf dem Open-Source-Framework ROS (Robot Operating System) basiert. Versierte Nutzer können sich über USB-Zugang Root-Rechte verschaffen und eigene Software aufspielen. So lassen sich teils auch externe Sensoren integrieren oder eigene Navigationslösungen ausprobieren.
Doch das ist nichts für den Otto-Normalnutzer. Wer nicht tief im Thema Robotik steckt, wird schnell an technische Grenzen stoßen – und muss auf offizielle Hilfe verzichten.
Ein Fazit mit offenem Ende
Der Moorebot Scout startete mit großen Versprechen und viel Aufmerksamkeit. Die Realität zeigte jedoch, dass es nicht ausreicht, ein gutes Konzept zu haben – es braucht auch verlässliche Technik, kontinuierliche Pflege und eine funktionierende Community. All das blieb über die Jahre auf der Strecke.
Ob vom Hersteller künftig noch Innovationen zu erwarten sind, ist ungewiss. Die letzten Updates liegen lange zurück, der Nachfolger bringt wenig Neues, und die Marke scheint in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein.
Für Technikbegeisterte bleibt der Moorebot Scout ein interessantes Stück Roboter-Geschichte – ein Gadget, das viel Potenzial hatte, aber letztlich nicht liefern konnte.