Wie Dinge sprechen: Die wichtigsten IoT-Protokolle im Überblick

Damit Sensoren, Geräte und Plattformen im Internet der Dinge (IoT) zuverlässig miteinander kommunizieren können, braucht es ein ganzes Ökosystem an Kommunikationsprotokollen. Dieser Artikel stellt die wichtigsten IoT-Protokolle vor – von A wie AMQP bis Z wie Zigbee.
Das Internet der Dinge ist ein heterogenes System: batteriebetriebene Sensoren, intelligente Haushaltsgeräte, Industrieanlagen, Mobilfunkgeräte oder Cloud-Dienste – sie alle haben unterschiedliche Anforderungen an Reichweite, Energieverbrauch, Datensicherheit und Netzwerkarchitektur.
IoT-Kommunikationsprotokolle lösen diese Herausforderungen, indem sie standardisierte „Sprachen“ für die Datenübertragung bereitstellen. Sie lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
- Application Layer-Protokolle (z. B. MQTT, CoAP, HTTP)
- Transport- und Netzwerkprotokolle (z. B. IP, UDP, TCP)
- Funktechnologien und Nahbereichsprotokolle (z. B. Zigbee, LoRaWAN, NB-IoT)
Inhalt
Application Layer: Kommunikation über das Internet
MQTT – Der Leichtgewichtige
MQTT (Message Queuing Telemetry Transport) wurde speziell für die Kommunikation zwischen Maschinen mit geringer Bandbreite entwickelt. Es basiert auf einem Publisher-Subscriber-Modell mit einem zentralen Broker und ermöglicht asynchrone Nachrichtenübermittlung – ideal für Telemetriedaten.
- Einsatz: Smart Home, Industrie 4.0, Cloud-Plattformen
- Vorteil: Sehr geringe Anforderungen an Rechenleistung und Bandbreite
CoAP – Das REST-Protokoll für Maschinen
CoAP (Constrained Application Protocol) bringt das Webkonzept (GET, POST, PUT, DELETE) in ressourcenarme Geräte. Es nutzt UDP statt TCP und eignet sich für einfache Anfragen und Antworten im lokalen Netz oder mit Gateways.
- Einsatz: Smart Meter, Sensorik, Fernwartung
- Vorteil: Effizient, kompatibel mit IPv6, multicastfähig
HTTP/HTTPS – Der Klassiker
Trotz seines Overheads bleibt HTTP das meistverbreitete Protokoll – auch im IoT. Es eignet sich besonders für Geräte mit Internetanbindung oder wenn offene Schnittstellen (REST APIs) gefragt sind.
- Einsatz: Web-Dashboards, Gateways, APIs
- Vorteil: Standardisiert, universell unterstützt
AMQP – Für strukturierte Datenströme
AMQP (Advanced Message Queuing Protocol) ermöglicht zuverlässige, transaktionssichere Kommunikation und wird oft in Verbindung mit Enterprise-IoT-Plattformen verwendet.
- Einsatz: Industrielle IoT-Anwendungen, Cloud-Backends
- Vorteil: Garantierte Zustellung, Routing, Queuing
LwM2M – Gerätemanagement für IoT-Flotten
LwM2M (Lightweight Machine to Machine) bietet nicht nur Datentransport, sondern auch Geräteverwaltung, etwa für Fernkonfiguration oder Firmware-Updates (FOTA). Es basiert auf CoAP und ist für Low-Power-Geräte optimiert.
- Einsatz: Mobilfunk-IoT, Smart Metering, Flottenmanagement
- Vorteil: Remote Management, Interoperabilität, Ressourcenoptimierung
LPWAN-Protokolle: Energiearm und weitreichend
LoRaWAN – Funknetz mit Reichweite
LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ermöglicht die Kommunikation über Kilometer hinweg – ideal für Sensoren, die nur selten Daten senden. Es funktioniert im lizenzfreien Sub-GHz-Band.
- Einsatz: Landwirtschaft, Smart Cities, Umweltmonitoring
- Vorteil: Sehr energiesparend, private Netzwerke möglich
NB-IoT & LTE-M – Mobilfunk für Maschinen
NB-IoT (Narrowband IoT) und LTE-M (Cat-M1) basieren auf bestehenden Mobilfunkinfrastrukturen und sind für energiearme M2M-Kommunikation optimiert. Sie bieten hohe Netzabdeckung und Sicherheit.
- Einsatz: Asset Tracking, Zählerfernauslesung, Alarme
- Vorteil: Lizenzierte Netze, hohe Verfügbarkeit, QoS
Sigfox – Minimalistisch und skalierbar
Sigfox ist ein proprietäres LPWAN-Protokoll, das extrem kleine Datenmengen mit extrem niedriger Energie sendet. Die Architektur ist Cloud-zentriert, die Netzverfügbarkeit abhängig vom Anbieter.
- Einsatz: Alarmanlagen, Zustandsmeldungen, Geolokalisierung
- Vorteil: Ultra-low Power, Batterielaufzeit bis zu 10 Jahre
Nahbereichs- und Mesh-Protokolle: Kommunikation vor Ort
Zigbee – Bewährtes Mesh-Protokoll
Zigbee ist ein energieeffizientes Protokoll, das ein selbstheilendes Mesh-Netzwerk bildet. Es wird häufig im Smart Home eingesetzt, etwa zur Steuerung von Leuchten, Heizungen oder Sensoren.
- Einsatz: Hausautomation, Sicherheitssysteme
- Vorteil: Standardisiert, große Geräteauswahl
Thread – IPv6-basiertes Mesh für das moderne Zuhause
Thread ist ein neues Mesh-Protokoll, das IPv6 nutzt und auf Sicherheit, Selbstheilung (findet bei Störung andere Kommunikationswege) und niedrigen Energieverbrauch ausgelegt ist. Es wird u. a. von Google, Apple und anderen Tech-Unternehmen unterstützt.
- Einsatz: Smart Home, Matter-kompatible Geräte
- Vorteil: Herstellerübergreifend, zuverlässig, zukunftssicher
Matter – Die neue Smart-Home-Universalsprache
Matter ist ein herstellerübergreifender, IP-basierter Standard, der Geräte aus verschiedenen Ökosystemen miteinander kommunizieren lässt – z. B. Apple, Google, Amazon und Samsung.
- Einsatz: Smart Home, Interoperabilität
- Vorteil: Einfaches Pairing, Sicherheit, Zukunftsstandard
BLE – Stromsparende Nahbereichskommunikation
Bluetooth Low Energy (BLE) eignet sich für Geräte mit direkter Nutzerinteraktion oder kurzen Übertragungswegen. Es ist der Standard für Wearables und viele mobile Sensoren.
- Einsatz: Fitness-Tracker, Beacons, mobile Sensorik
- Vorteil: Sehr geringer Energieverbrauch, Smartphone-kompatibel
Z-Wave – Robustes Mesh für das Smart Home
Z-Wave ist ein speziell für das Smart Home entwickeltes Funkprotokoll, das ein zuverlässiges Mesh-Netzwerk aufbaut. Es arbeitet im Sub-GHz-Bereich, was es gegenüber WLAN oder Zigbee weniger störanfällig macht. Z-Wave-Geräte sind untereinander voll kompatibel, sofern sie zertifiziert sind – ein Vorteil für Interoperabilität und Nutzerfreundlichkeit.
- Einsatz: Lichtsteuerung, Sicherheitssysteme, Heizungsregelung
- Vorteil: Zuverlässiges Mesh, hohe Interoperabilität, geringe Störanfälligkeit
Lemonbeat – Intelligente Gerätekommunikation
Lemonbeat ist ein herstellerentwickeltes Protokoll, das Geräte miteinander direkt kommunizieren lässt – ohne zentrale Steuerung. Es erlaubt komplexe Gerätefunktionen mit minimalem Overhead.
- Einsatz: Industrie, Energietechnik, Smart Building
- Vorteil: Modular, lokal intelligent, reduziert Backend-Last
IoT-Protokolle in tabellarischer Übersicht
Protokoll | Typ | Reichweite | Energiebedarf | Besonderheit | Funkfrequenz |
---|---|---|---|---|---|
MQTT | Application | niedrig | Broker-basiert | ||
CoAP | Application | sehr niedrig | REST-artig, UDP-basiert | ||
HTTP/HTTPS | Application | mittel | Web-Standard | ||
AMQP | Application | mittel | Queues & Routing | ||
LwM2M | Application | niedrig | Gerätemanagement | ||
LoRaWAN | LPWAN | 2–15 km | sehr niedrig | Privates Funknetz | 868 MHz (EU), 915 MHz (US) |
NB-IoT | Mobilfunk | >10 km | niedrig | Mobilfunknetz, zuverlässig | LTE-Bänder (z. B. Band 8, 20) |
Sigfox | LPWAN | bis 50 km | sehr niedrig | extrem stromsparend | 868 MHz (EU), 902 MHz (US) |
Zigbee | Mesh | <100 m | niedrig | Smart-Home-Standard | 2.4 GHz (global), Sub-GHz (optional) |
Thread | IPv6-Mesh | <100 m | niedrig | Selbstheilend, Matter-ready | 2.4 GHz |
Matter | Interop-Framework | variabel | mittel | Plattformübergreifend | abhängig von Transport (z. B. Thread, Wi-Fi) |
BLE | Nahbereich | <30 m | sehr niedrig | Smartphone-integriert | 2.4 GHz |
Lemonbeat | D2D/IP | variabel | niedrig | dezentrale Geräteintelligenz | 868 MHz |
WLAN | Wi-Fi | <100 m | mittel–hoch | Hohe Datenrate, verbreitet | 2.4 GHz / 5 GHz / 6 GHz (Wi-Fi 6E) |
Z-Wave | Mesh | <100m | niedrig | robustes Sub-GHz-Mesh, hohe Interoperabilität | 868,42 MHz (EU), 908,42 GHz (US) |
Fazit: Jedes IoT-Protokoll hat seinen Platz
Die Welt des IoT ist vielfältig – und so sind es auch die Kommunikationsprotokolle. Die richtige Wahl hängt ab von:
- Energiebedarf (z. B. BLE vs. LTE-M)
- Reichweite (z. B. Zigbee vs. LoRaWAN)
- Sicherheitsanforderungen
- Interoperabilität und Standards
- Geräteverwaltung und Skalierung
Wer Protokolle strategisch kombiniert – etwa MQTT mit LoRaWAN oder Matter mit Thread – schafft robuste, zukunftssichere IoT-Ökosysteme.