Aus für einstiges Vorzeige Startup: Relayr wird zu Grabe getragen

Die Münchener Rückversicherung stellt ihr Engagement im Bereich Industrial Internet of Things (IIoT) ein und wickelt das ehemalige Berliner Start-up Relayr ab. Dies geht aus einem Artikel des Handelsblatts hervor, laut dem Munich Re das Unternehmen zusätzlich zum eigenen Strategie‑Switch verkaufe beziehungsweise in den Abbau führe. Zum 1. Juli 2025 endet damit die offizielle Geschäftstätigkeit von Relayr.
Von Hoffnungsträger zum Auslaufmodell
Im Jahr 2013 als junges Berliner Tech-Start-up gegründet, erlangte Relayr früh Anerkennung. Mit dem sogenannten „Wunderbar“-Sensor-Kit, das eine IoT‑Infrastruktur im Schokoladentafel-Format lieferte, machte sich das Team einen Namen. Zunächst am Consumer‑Markt aktiv, verlagerte Relayr später seinen Fokus hin zu IIoT‑Lösungen: Retrofit-Kits, eine Middleware-Plattform für industrielle Anlagen‑Vernetzung und IoT‑Beratung wurden zum Kerngeschäft.
Die Wende kam 2016, als Relayr von der Beteiligungsgesellschaft von Munich Re, Hartford Steam Boiler (HSB), unterstützt wurde. Die Kooperation ermöglichte neuartige Versicherungslösungen für vernetzte Maschinen. Im Oktober 2018 erwarb HSB Relayr für rund 252 Mio. USD netto, bei einem Gesamtpreis von etwa 300 Mio. USD.
Strategischer Kurswechsel bei Munich Re
Doch im Frühjahr 2025 verkündete München Re, dass man sich auf das Kerngeschäft fokussieren wolle. Die Abwicklung von Relayr erfolgte im Rahmen dieser Neuausrichtung.
Im Zuge der strategischen Neuausrichtung der Innovationsstrategie von Munich Re haben wir uns aus bestimmten Initiativen zurückgezogen, um uns auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren. — Munich Re
Bis dahin betrieb Relayr weiterhin IoT-Services – allerdings verwaiste die einst agil agierende Start-up-Struktur zunehmend in einem klassischen Konzernumfeld, das nach anderen wirtschaftlichen Prioritäten agiert. Zwar erhoffte man sich, Versicherungs- und Finanzangebote als Alleinstellungsmerkmal zu etablieren, letztlich führte jedoch die strategische Neuausrichtung zu einem Ende der ersten IIoT-Initiative von Munich Re.
Markt- und Branchenumfeld
Relayr war lange als Vorzeigebeispiel dafür gefeiert worden, wie europäische Start-ups eigenständige Hightech-Lösungen entwickeln und global skalieren können. Mit KI‑basierten Predictive‑Maintenance‑Lösungen, Edge‑Computing und digitaler Fertigungsanalyse hatte sich das Unternehmen im Segment der Industrie 4.0 etabliert und war mehrfach ausgezeichnet worden – unter anderem auf der Hannover Messe.
Die Kooperation mit Munich Re wurde als Modell für eine hybride Wertschöpfung gesehen: Technologie plus Versicherung – also Risikoabsicherung für digitale Projekte. Doch mit dem Rückzug des Rückenwinds von HSB entfiel für Relayr ein wichtiges Standbein, was letztlich zur Abwicklung führte.
Für Relayr endet damit eine zwölfjährige Erfolgsgeschichte: vom ambitionierten IoT‑Pionier über Industrie‑Dienstleister bis zum Konzern‑Exit. Nach Einschätzungen aus der Szene spiegelt die Einstellung von Relayr auch eine breitere Neuausrichtung innerhalb der Versicherungsbranche wider: Themen wie Cyber, Klimarisiken und Rückversicherung gewinnen an strategischer Bedeutung – IIoT bleibt dagegen in der Nische.